Storified by Süddeutsche Zeitung · Thu, Jun 06 2013 07:32:21
Bilder haben die Macht zur Veränderung: Wie schon bei den Protesten des arabischen Frühlings setzen die
türkischen Demonstranten von #occupygezi verstärkt auf die sozialen
Medien, um der Welt ihr Anliegen zu zeigen. In Tränengas gehüllte Menschen, brutal vorgehende Polizisten, kreative Protestformen, Humor und versuchte Normalität - viele dieser Aufnahmen werden Symbole der Kritik am als selbstherrlich empfundenen Regierungsstil von Premier Recep Tayyip Erdoğan.
In harmloser Anmut und rotem Sommerkleid steht sie da, das schwarze Haar weht im Wind des Pfeffersprays: Die "Frau in Rot" wurde im Internet zur Ikone der Widerstandsbewegung erkoren. Viel Symbolik wird in die Bildern gelegt: Ihr Kleid ist so rot wie die türkische Fahne und das brutale Vorgehen des Polizeibeamten gegen eine friedliche Demonstrantin ist typisch für die Rücksichtslosigkeit der Behörden.
Ein weiteres Bild, dem die türkische Protestbewegung sozialmediale Strahlkraft verlieh: In einer von pathetischem Lichtschein durchbrochenen Wolke von Tränengas schwenkt ein Demonstrant die türkische Fahne.
Das Gesicht des Volksbegehrens im 21. Jahrhundert: Die durch den Film "V wie Vendetta" berühmt gewordene Guy-Fawkes Maske. Das von der Hacker-Gruppe Anonymous zu ihrem Logo gemachte Konterfei fehlt auch bei Occupygezi nicht.
Getreu dem Drehbuch der alten Trilogie des "Kriegs der Sterne" müsste sich in diesem Kostüm ein gnadenloser Vollstrecker Erdoğans verstecken. Es ist jedoch ein Aktivist, der sich als Darth Vader den Protesten anschloss. Schließlich ist es in den Filmen am Ende auch einem Sinneswandel von Vader zu verdanken, dass die Welt von ihrem Imperator erlöst wird.
Der Drehtanz der Derwische hat in der Türkei Tradition und ist vor allem in Istanbul eine beliebte Touristenattraktion. Dieser alte Brauch trifft auf die neue Realität in der Türkei: Der Tänzer trägt eine Gasmaske.
Ein Brautpaar lässt sich in der Nähe des Taksim-Platz fotografieren. Premierminister Erdoğan warf den Demonstranten
unlängst vor "Arm in Arm mit dem Terrorismus" zu laufen - das Bild der
frisch Verheirateten hält der Aussage entgegen.
Ohne Atemmaske, Schutzbrille und türkische Flagge gehen viele Demonstranten mittlerweile nicht mehr aus dem Haus. Diese Accessoires müssen aber nicht zwingend zu Jeans und T-Shirt getragen werden.
Der türkische Ärzteverband TTP spricht von mittlerweile drei Menschen, die seit Beginn der Proteste gestorben sind. Durch brutale Polizeieinsätze steigt die Zahl der Verletzten immer weiter. Videos und Fotos sollen dem Rest der Welt zeigen,
dass auch friedliche Demonstranten nicht vor der Gewalt der Beamten sicher sind.
Viele Demonstranten zeigten sich nach ihren Empörungsäußerungen umweltbewusst und sammelten den bei den Protesten und Straßenschlachten entstandenen Schutt und Müll von den Straßen und aus den Grünanlagen ein. Sie wollen zeigen: Wir sorgen uns um die Gesellschaft und sind keine "Extremisten", wie Erdoğan sie nennt.
